DGNB-Siegel: Das Büro von 2030 ist jetzt!
Julius, ein IT-Experte, ist im Jahr 2030 mit dem Fahrrad auf dem Weg ins Büro. Er fährt in eine Tiefgarage, die explizit für Fahrräder konzipiert ist, und nutzt darin einen der vor Wind und Wetter geschützten Fahrradbügel. Seine Schritte zum Arbeitsplatz führen ihn an wildem Grün vorbei – stolze Bäume und rankende Pflanzen im Büroinnenhof helfen einerseits der Umwelt und sie helfen andererseits auch Julius, sich mit der Natur verbunden zu fühlen. Zudem erhöht Grün die Aufenthaltsqualität – auch im Inneren. Beispielsweise durch Pflanzenwände.
Mehr Treffpunkte im Büro
Das Büro seiner IT-Firma selbst ist im Jahr 2030 etwas kleiner als früher, da viele Kollegen zwei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten und der Raumbedarf gesunken ist. Dafür sind die Gemeinschaftsflächen und die Dachterrasse größer und flexibler nutzbar: Auch hier ist offensichtlich Aufenthaltsqualität gefragt, denn wenn man vor Ort ist, dann will man auch adäquat zusammenkommen können. Sehr wichtig ansonsten noch für Julius: dass sein Arbeitsplatz am Fenster von natürlichem Licht durchflutet ist.
Mehr Gutes tun
Und er will selbstverständlich sicher sein, dass ein ausgeprägtes Energiebewusstsein bei der Planung und beim Bau seines Büros eine Rolle gespielt hat. Es ist das Jahr 2030, wie gesagt. Absolut niemand will mehr in Energieschleudern arbeiten oder sich fragen müssen, ob das um ihn verbaute Material auch wirklich umweltfreundlich gewonnen wurde: Das Büro im Jahr 2030 muss ausdrücklich mehr Gutes als Schlechtes für die Welt tun. Die hier dargestellte Vision von Julius’ Zukunft haben wir uns nicht ausgedacht. Wir haben sie von Planradar adaptiert – einem Softwareunternehmen mit Fokus auf der Immobilienwirtschaft. Das Unternehmen hat vor wenigen Monaten eine Forschungsstudie zum Büro von morgen durchgeführt und daraus das Morgen von Julius abgeleitet.
Kriterien der DGNB
Dabei ist uns aufgefallen: Die in der Vision aufgeführten Punkte erinnern stark an die Kriterien, die bei Nachhaltigkeitszertifikaten für Bürogebäude bereits heute abgeprüft werden. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) beispielsweise bewertet unter anderem:
- die Mobilitätsinfrastruktur inklusive Fahrradmobilität (Gewichtung: 2,0 Prozent),
- die Aufenthaltsqualität im Inneren und außen, Stichwort grünes Wohlfühldesign oder auch Vorhandensein einer Dachterrasse (Gewichtung: 2,1 Prozent),
- die Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit von Büroflächen (9,6 Prozent),
- den visuellen Komfort, Stichwort Besonnung und Tageslichtverfügbarkeit sowie Sichtverbindung nach außen (3,2 Prozent),
- die emissionsbedingten Umweltwirkungen – Stichwort Energieschleuder (7,9 Prozent),
- die Umweltfreundlichkeit in der Materialgewinnung (1,1 Prozent).*
DSTRCT.Berlin mit Gold
Jedes einzelne Kriterium wird bepunktet und fließt dann gewichtet in die Gesamtbewertung ein. Wir haben uns der Bewertung gestellt – mit einem unserer Büroprojekte in Deutschland: Es handelt sich um das DSTRCT.Berlin. Es ist bereits mit Gold vorzertifiziert, wobei die ökologische Qualität im Erfüllungsgrad herausragte und bei Einzelkriterien wie beispielsweise der umweltfreundlichen Materialgewinnung die Maximalpunktzahl von 100 erreichte.
Büros in Deutschland größtenteils veraltet
Wenn die Zukunft des eingangs genannten Julius also schon längst in den Kriterien der DGNB abgebildet wird – war die Untersuchung von Planradar dann also rückschrittlich? Nein. Denn Planradar zeigt in der Tat eine Zukunft, die bislang nur in vergleichsweise wenigen Neu- und sanierten Bestandsbauten heute schon Realität ist. Dagegen ist das Gros der Büroimmobilien in Deutschland nicht so weit, wie es sein könnte. Mit veralteten, einzelverzimmerten Grundrissen, die Nutzungsflexibilität und Kommunikation hemmen, oder eben mit Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit.
Grüne Bürogebäude sind nicht die Norm
Wie sehr Deutschland beim Thema grüne Bürogebäude international hinterherhinkt, hat CBRE kürzlich erhoben: Städte wie Amsterdam, Bratislava, Budapest, Prag, Stockholm und Warschau weisen in ihren jeweiligen Büromärkten Anteile von Green Buildings auf, die viermal so hoch sind wie in Berlin, Düsseldorf, Hamburg oder München. Grüne Bürogebäude sind hierzulande also keinesfalls die Norm. So gibt es auch von der DGNB bislang „nur“ 10.000 Auszeichnungen für Gebäude – und neben Bürogebäuden sind in dieser Zahl auch Bildungsgebäude, Gesundheitsbauten, Hotelgebäude, Laborgebäude, Logistikimmobilien, Einzelhandelsgebäude, Parkhäuser, Mischnutzungen, Wohngebäude etc. enthalten.
* Die Kriterienliste der DGNB ist erheblich umfangreicher; unsere Aufzählung stellt nur einen kleinen Ausschnitt dar, Stand 2021.