Arbeiten von zu Hause? Eher abmühen von zu Hause
Die wichtigsten Ergebnisse der vom Economist veröffentlichten Studie zeigen, dass Arbeiten von zu Hause die Produktivität um 20 % verringert.
Ein neuer Bericht in der Mai-Ausgabe des Economist gibt einen detaillierten Überblick darüber, wie sich das Home Office auf die Leistung der Arbeitnehmer auswirken kann.
Das Rechercheteam hatte einen beispiellosen Zugang zu den Personal- und Analysedaten von über 10.000 Mitarbeitern eines großen asiatischen IT-Dienstleistungsunternehmens. Im Gegensatz zu ähnlichen Studien über Angestellte mit sich wiederholenden Aufgaben wurde hier eine Gruppe hochqualifizierter Fachleute getestet, die es gewohnt sind, in campusähnlichen Umgebungen zu arbeiten, die von Unternehmen wie Google und Facebook bevorzugt werden.
Die Daten umfassen einen Zeitraum von 17 Monaten, vor und während der Pandemie, und konzentrieren sich sowohl auf Ziele als auch auf die Verfolgung der Fortschritte. Für eine kleinere Gruppe umfasste die Untersuchung auch detaillierte Informationen über die Aktivitäten der Mitarbeiter – ihre Sitzungen, die Zusammenarbeit und die Komplexität der Arbeit.
All diese Informationen wurden auch durch eine statistische Brille betrachtet, die eine Gruppierung nach Alter, Erfahrung, Dauer der Betriebszugehörigkeit und Familienstand ermöglicht.
20 %iger Rückgang der Produktivität
Zu den auffälligsten Ergebnissen gehörte ein Anstieg der Gesamtarbeitszeit um 30 %. Dazu gehörte auch ein Anstieg um 18 % der Arbeitszeit nach der normalen Geschäftszeit. Doch obwohl die Ziele erreicht wurden, sank die Produktivität insgesamt um etwa 20 %.
In ihrem Bericht ‘Work from Home & Productivity: Evidence from Personnel & Analytics Data on IT Professionals’ weisen die Autoren Michael Gibbs, Friederike Mengel und Christoph Siemroth darauf hin, dass Zeit durch Besprechungen und Koordinierungstätigkeiten verloren geht. Auch Videoanrufe waren ein Hauptproblem – sie unterbrachen die Fähigkeit der Mitarbeiter, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren.
Und obwohl es zahlreiche Besprechungen gab, zeigten die Daten, dass auch Networking, Coaching und Einzelgespräche mit Managern zurückgingen, was auf einen noch größeren Rückgang der Arbeitseffizienz hindeutet.
Schwerster Schlag
Es gab eine offensichtliche Gruppe von Hauptverlierern. Die weit verbreitete Annahme, dass Eltern mit Kindern zu Hause länger arbeiten, um die ständigen täglichen Ablenkungen zu kompensieren, wurde durch die Daten bestätigt. Bei denjenigen, die mit Kindern zusammenlebten, stieg die Zahl der Arbeitsstunden am stärksten an, und dennoch war der Produktivitätsrückgang am größten.
Sie arbeiteten fast 20 Minuten länger als diejenigen ohne Kinder (die bereits 1,4 Stunden mehr als im Büro arbeiteten). Am besorgniserregendsten war jedoch der Produktivitätsrückgang: Er war um 60 % höher als bei denjenigen, die keine Kinder zu Hause hatten. Im Grunde genommen werden die Probleme, die ein durchschnittlicher Angestellter hat, noch weiter verstärkt, wenn man Eltern ist.
Andere Bedenken
Außerdem waren Frauen stärker betroffen – und zwar nicht nur Frauen mit Kindern zu Hause. Männer ohne Kinder arbeiteten etwa 0,2 Stunden länger als Frauen und steigerten ihren Output um etwa 0,9 %. Das Team vermutete, dass dies ein Hinweis darauf sein könnte, dass Frauen mehr Verantwortung zu Hause tragen, auch während des Lockdowns.
Eine weitere Gruppe, die Probleme hatte, waren neue und relativ neue Mitarbeiter. Die Daten weisen darauf hin, dass Personen mit längerer Betriebszugehörigkeit ihre Leistung um 0,5 % steigern, unabhängig von ihrem Alter oder ihrer Berufserfahrung. Es ist wahrscheinlich, dass die Kenntnis der Unternehmensprozesse und die geringere Notwendigkeit, Kollegen um Rat zu fragen, ihnen geholfen haben, sich reibungsloser an das Home Office anzupassen.
Balance zwischen Zeit zu Hause und im Büro
Nachdem COVID-19 die Welt gezwungen hat, das Home Office neu zu betrachten, haben sich die Meinungen geändert. Sicherlich wird es ein verstärktes Streben nach Arbeit von zu Hause aus geben. Und schon ein Zuwachs von 1 oder 2 % erfordert ein neues Denken in Bezug auf Stadtplanung und technische Infrastruktur, ganz zu schweigen von den Investitionen des Staates und einzelner Unternehmen.
Diese Untersuchung zeigt jedoch, dass das mobile Arbeiten sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer enorme nachteilige Auswirkungen hat. Im Großen und Ganzen erreichen die Menschen ihre Ziele. Aber länger zu arbeiten, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen, bedeutet eine größere Belastung für die Mitarbeiter – und eine Verringerung ihrer Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln und ihre Leistung zu verbessern.
Wichtig ist auch, dass sich Arbeitnehmer nicht so effektiv vernetzt haben – weder untereinander noch in ihrem beruflichen Umfeld. Dies ist möglicherweise die größte Sorge: die verpassten Chancen für neue Geschäfte, innovative Ideen, berufliche Weiterentwicklung und eine bessere Arbeitsmoral. Kurzum, es ist klar, dass Home Office nicht für jeden funktioniert.
Lesen Sie hier die vollständige Einschätzung des Economist zu dem Bericht.
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